Künstlerisches Feature über die Schriftstellerin Amanda Michalopoulou

 
 
Heute Abend wiederholt Deutschlandfunk Kultur mein literarisches Feature über die griechische Schriftstellern Amanda Michalopoulou. Daniel Kehlmann würdigt sie: «Ein Buch wie kein anderes, das ich je gelesen habe. Ich habe keine Ahnung, wie Amanda Michalopoulou das geschafft hat.» (über «God’s Wife»). Vor kurzem erschien von Amanda auf Deutsch „Warum ich meine beste Freundin tötete“.
 
Der Blick des Dichters saugt die Welt auf und verändert sie
Ein Höramalgam über die griechische Schriftstellerin Amanda Michalopoulou
Von Andra Joeckle
Regie: Ingo Kottkamp
Mit: Inka Löwendorf, Bettina Kurth und der Autorin
Ton: Martin Eichberg
Länge: 52’47
 
Deutsche reisen nach Griechenland? Das kann nur im Klischee enden. Nicht so bei Andra Joeckle. Denn sie ist unterwegs mit der Schriftstellerin Amanda Michalopoulou. Gemeinsam entdecken sie neue Perspektiven.
Amanda Michalopoulou sitzt im Olymp der griechischen Schriftsteller. Sie fabuliert mit Biss, stimmlich bunt, und gleitet gern in die Welt hinter den Dingen, etwa in ihrem Familienroman „Oktopusgarten“. Nach sieben Jahren in Berlin zieht sie 2010 ins Krisengriechenland zurück. Jenseits von Akropolis und Ouzo geht es zu Schauplätzen in Amandas Leben und Werk: magische Männerkaffeestuben, Plätze der Revolte und singulärer Hässlichkeit, in den Taumel mediterraner Lebenslust.
 
Andra Joeckle, 1967 in Freiburg geboren, studierte Deutsche Philologie in München und Paris. Sie lebt als Schriftstellerin in Berlin. Ihr Feature „Krakau mit Händen und Füßen“ (DKultur 2009) gewann den Deutsch-polnischen Journalistenpreis. Sie war Stadtschreiberin in Hermannstadt. Ihr jüngstes Prosawerk „Novembertango“ erschien 2017; es entstand nach dem Hörspiel „Das Tangotier“ (DKultur 2014). Zuletzt produzierte Deutschlandfunk Kultur ihr Feature „Irre Gärten. Ein Trip durch reale und irreale (Borges-)Labyrinthe in Venedig“
(2022).
 

Künstlerisches Feature über Borges und Labyrinthe

 
  • Blick auf die Insel San Giorgio Maggiore in Venedig.

 
 

Lesung im Literaturhaus in der Fasanenstraße

Dieses „blitzende“ Foto verdanke ich Katrin Deibert.

 

Henning Kreitel moderierte die Lesung. Am 26. Oktober 2022 las ich zum Motto „Danach“ im Literaturhaus in der Fasanenstraße. Wie erfreulich, dass dieser so einladende wie renommierte Leseort dank des Einsatzes von Henning Kreitel und Mitorganisator/innen zurückerobert werden konnte. Literaturhaus Berlin, Fasanenstr. 23, 10719 Berlin Beginn der Veranstaltung 18 Uhr. Begrüßung und Moderation Henning Kreitel, Vorsitzender des VS Landesverband Berlin. Es lasen die Schriftstellerinnen und Schriftsteller Herbert Beckmann, Gerd Bedszent, Katrin Imma Deibert, Monika Ehrhardt-Lakomy, Dorle Gelbhaar, Heinrich von der Haar, Sybille Ionescu, Andra Joeckle, Volker Lüdecke, Birgit Monreal, Jutta Rosenkranz, Paul Waschkau, Doris Wiesenbach, Gisela Witte und Orla Wolf.

Stipendium für „Irre Gärten“

Ein Trip durch ein reales und irreale (Borges-)Labyrinth in Venedig

Ursendung: 29.11.2022, Deutschlandfunk Kultur, 22:05

Der fantastische argentinische Autor Jorge Luis Borges kultivierte wie kein zweiter Schriftsteller die Denkfigur des Labyrinths. Angeregt durch Borges’ Erzählung „Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ – in der Buch und Labyrinth eins sind – entwarf der Diplomat und Architekt Randoll Coate ein Labyrinth in Form eines offenen Buchs. Auf der Insel San Giorgio Maggiore in Venedig steht es, schöne Realität geworden.

Es birgt im Buchsbaumheckenschnitt Hinweise auf den Autormagier – etwa Sanduhr, Blindenstock, eine liegende Acht als Zeichen für die Unendlichkeit, die Initialen von Borges‘ Witwe Maria Kodama, sein Todesjahr oder ein Tiger – Innehaltepunkte, an denen meine Gedanken in neue Gänge abzweigen oder ich um die Ecke biege hinein in die geistesabenteuerlichen und gefährlichen Labyrinthe von Borges Erzählungen.

Eine Gästeführerin, ein Audioguide und eine improvisierter Selbstführung durchs Labirinto Borges polten mich so vertrackt aufs Labyrinthische, dass ich mich nach meinem Labyrinthgang stracks verirrungslustig durch Venedigs wirre Gässchen treiben ließ, geleitet von meinem Ohr – gelockt zum sirenischen Gesang eines ukrainischen Mädchens, zu Piazzolla und einer gebürtigen Venezianern abseits der Touristenströme im Venedig der Biennale.

Wer mein Feature mit seinem Ohr betritt, wird auch auf verwunschenen Sprachwegen in die Irre geführt: in irrwitzige Schachtelsätze oder Gedankengänge, die in Sackgassen enden, wo sie umkehren müssen. Und zwar per Palindrom: mittels Wörtern oder Sätzen, die Satz auch rückwärts gelesen Sinn ergeben. „Nie solo sein!“ ist so eine Satzfabelhaftigkeit. Zu beherzigen vor allem in Labyrinthen, sonst geht man verloren.

Lust auf Labyrinthe bekommen? Dann Lassen Sie sich labyrinthisieren! 

Am 22.11.2022, dem Tag der Ursendung.

Eine Tafel zeigt das Borges-Labyrinth im Grundriss.
Blick vom San Giorgio Café, dem Treffpunkt für die Führung durch das Borges-Labyrinth, in Richtung Campo San Marco.
Mein Feature-Vorhaben wurde gefördert von der VG-Wort durch ein Stipendium im Rahmen des Neustart-Kultur-Programms.

Lesung auf dem Meißner Literaturfestival

Am 10. September 2021 las ich auf dem Literaturfest in Meißen aus meiner Erzählung 

J  e  a  n  n  e

 

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Die Amour fou der Malerin und Muse Modiglianis.

Frei nach historischen Begebenheiten.

Alternative Titel:

JeAnne

Jeanne d’Art

Kennt die Kunstgeschichte eine tragischere Liebesgeschichte als die von Modigliani und der 14 Jahre jüngeren, frappierend schönen Jeanne Hébuterne? Die begabte Kunststudentin Jeanne brach mit ihrer katholischen Familie, die gegen die Beziehung zu dem jüdischen Maler-Bohemien war, der zudem arm, lungenkrank und alkoholsüchtig war. Drei Jahre lebten sie zusammen, bis Modigliani mit 34 Jahren an Tuberkulose starb.

Jeanne Hébuternes Leben ist nur spärlich dokumentiert; es gibt wenig Fotomaterial, aber ich stieß auf zwei erschreckend sprechende Aufnahmen von ihr: Das eine, eine Porträtaufnahme, zeigt sie vor ihrer Begegnung mit Modigliani und das andere, danach. Wie sehr hat sie sich von einem eher lieblichen Menschen zu einer unheimlichen Schönheit verändern können? Was muss geschehen sein? Ich wollte ergründen, wie es zu dem erschütternden Schicksal dieser imponierenden, intensiven Frauengestalt aus dem Paris der Belle Epoque kam. Warum konnte Jeannes Bruder, der in ihren letzten Stunden bei ihr war, sie nicht retten?

Meine Erzählung beginnt mit diesen Worten:

„Die einen bieten die Stirn, die anderen den Rücken, gehen mit dem Rücken voran, stets Rücken voran, durch ihr ganzes Leben. Sie lassen sich rücklings in den Schnee fallen, dem Bruder in die Arme, ins Bett, ins Leben, aus dem Fenster, ins Blau. In allem. In allem lag so viel Versprechen. Der Umzug nach Paris! La ville lumière. La capitale de l’art. Die Weltmetropole der Kunst. Quelle chance! Pariser Luft macht frei, macht vor allen Dingen Frauen frei.“

Angekündigt habe ich meine Lesung mit folgendem Aufruf:

Tut etwas Mond hinein!

In euren Tango, euer Essen, eure Kleidung. Euer Waschmittel, euer Parfum, euren Wein, worein auch immer. In den Kopf, das Ohr, auf die Fingerspitzen getupft, etwas Mond. Legt ein wenig Mond auf. Wie Schminke, wie Musik. Hört die Töne, die Farben. Tut etwas Mond in die Luft. Die Stimme, den Gang. Den Hass, die Liebe sowieso, aus ihr vielleicht sogar ein wenig hinaus. Ins Immunsystem.

Ich jedenfalls tu etwas Mond hinein in meine Texte, versuche es zumindest. Das Schreibmotto „Tu etwas Mond in was du schreibst“ verdanke ich Jules Renard. Mets un peu de lune dans ce que tu écris.

„Tu etwas Mond hinein!“ titelt denn auch meine Lesung auf dem Meißener Literaturfest, wo ich am 10. September 2021 zur Eröffnung der Lesungen auf der Bühne am Heinrichsplatz aus neuen Texten lese und erzähle, was es sich mit der Ingredienz Mond in meinen Texte auf sich hat.

Jules Renard mag ich als ratenden Geber, schrieb er doch auch: Ein Satz muss so schön und klar sein, dass man ihn noch einmal lesen möchte (wenn ich mich richtig erinnere), wonach ich strebe.

 

 

 

Lesung auf dem Neuköllner Kunstfestival

Am 18. September 2021 las ich auf dem Neuköllner Kunstfestival aus „Novembertango“. Ich blicke zu Matthias Weglage, dem ich die Lesung verdanke. Er moderierte und stellte mich einfühlsam vor.

Treibt ein Mensch mit geschlossenen Augen im Wasser, gaukelt ihm sein Wahrnehmungssystem vor, er drehe sich um den eigenen Nabel. Er verliert die Orientierung. Verliert die Himmelsrichtungen. Liegt irgendwo im Sommer herum. Getragen. Im Aquamarinblau, Seegrün oder Türkis. Im liquiden Element.

Auch Tanja Dückers, Johannes Groschupf, Björn Kuhligk und andere lesen zum Thema „Flüssige Horizonte“.

http://kunstbruecke-am-wildenbruch.de/de/ausstellungen/draussenstadt-ueber-wasser

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